
FOTO: KAPUZINER/LEMRICH
BR. MICHAEL MASSEO MALDACKER
wurde 1974 in Rheinfelden im Erzbistum Freiburg geboren. Br. Michael Masseo ist seit 2019 Kapuziner und studiert zurzeit in Münster katholische Theologie.
Lasst den Papst endlich in Ruhe!
Die Tage des Papstes sind gezählt. Spekulationen wollen nicht aufhören. Einigen Menschen scheint der Gedanke Freude zu bereiten, Franziskus stehe kurz vor einem Rückzug. Das ist Unfug und nervt! Ein Kommentar von Br. Michael Masseo Maldacker.
Jetzt hat Papst Franziskus endlich selbst klargestellt, dass solche Spekulationen Legenden sind, fernab der Wirklichkeit. Jorge Mario Bergoglio bleibt als Papst Franziskus im Amt. Basta.
Seit einiger Zeit wurden die Gerüchte wild in die Luft geschossen, dass der ‚amtsmüde‘ und vor allem ‚gesundheitlich angeschlagene‘ Papst zurücktreten wolle. Zitiert wurden dabei in gewohnter Manier ‚Beobachter‘, ‚Vatikan-Kenner‘ oder angebliche ‚Insider‘.
Klar, der Papst ist seit einigen Wochen auf den Rollstuhl angewiesen, aber Knieprobleme und mögliche Nachwirkungen einer schweren Darmoperation sind für einen 85-Jährigen nichts Ungewöhnliches. Mit 85 ist man keine 20 mehr. Aber einer der prägendsten US-Präsidenten, Franklin D. Roosevelt, konnte mehr als zehn Jahre lang vom Rollstuhl aus regieren, und mit Wolfgang Schäuble sitzt einer der brillantesten politischen Denker seit über 30 Jahren im Rollstuhl und noch immer im Bundestag.
Franziskus ist dadurch nicht entscheidend gehandicapt. Neben den Rücktrittsschlagzeilen fällt der Papst bis zuletzt durch ein reges und motiviertes Arbeitspensum auf. Neulich setzte er etwa die geradezu revolutionäre Reform der Kurienverfassung ‚Praedicate Evangelium‘ in Kraft, die männlichen und weiblichen Laien den Zugang zu Leitungspositionen im Vatikan öffnet.
Ein derart aktiver Papst wird nicht zurücktreten, solange sein Geist klar ist. Dafür sprechen sein Verantwortungsbewusstsein und seine Leidensfähigkeit. Und der Umstand, dass er die katholische Kirche der Lächerlichkeit preisgeben würde, wenn es zwei Päpste im Ruhestand gäbe.
Was also sollen die Rückzugsgerüchte bewirken? Was bezwecken diejenigen, die sie verbreiten? Einen ernsthaft sorgenden Blick auf die Gesundheit des Menschen Franziskus? Wohl kaum. Wohl eher eine Schwächung von Mut und Kraft des reformorientierten Teils der katholischen Kirche, wenn die Handlungsfähigkeit ihres Oberhauptes in Frage gestellt ist.
Sicherlich, die Absage des Papstes seiner fünftägigen Afrikareise Anfang Juli schmerzt die Gläubigen. Aber: Als Bergwanderer weiß ich, dass es eine Stärke und keine Schwäche ist, seine Kräfte realistisch einzuschätzen. Wer sich überschätzt, kann bei schlechter Ausrüstung zwischen Schneefeldern, Geröll und Unwettern verhungern oder erfrieren. Es ist höchste Zeit, dass die Spekulationen wie Unwetter an Papst Franziskus vorbeiziehen!