

FOTO: KAPUZINER/Gisela Albrecht
Seelsorge am Jakobusweg: Bruder Jeremias nach Spanien entsandt
Die Aussendung von Bruder Jeremias nach Léon im Nordwesten Spaniens war für Ende März geplant. Doch wegen der Coronapandemie konnte weder die Feier im Altöttinger Konradkloster noch die Einreise nach Spanien stattfinden. Jetzt, mehr als drei Monate später, machte sich der Kapuziner schließlich auf zu seiner neuen Wirkungsstätte am Jakobusweg.
Die Aussendungsfeier am 4. Juli 2020 unter Leitung von Bruder Christophorus Goedereis, dem Provinzialminister der Deutschen Kapuzinerprovinz, fand in der Zeller Wallfahrtskirche „Maria zu den Ketten“ statt. Das Zeller Kloster im mittleren Schwarzwald wird der „Heimatstützpunkt“ für Bruder Jeremias während seines Wirkens in Spanien sein. Vielen Zellern ist er noch aus seiner Zeit als Vikar in der Seelsorgeeinheit bekannt – dort war er von 2003 bis 2010 tätig.
Auch Bruder Norbert und Bruder Jakobus aus Altötting, wo Bruder Jeremias von 2013 bis 2019 gelebt hat, nahmen gemeinsam mit weiteren Mitbrüdern aus verschiedenen Klöstern der Provinz an der Feier teil. „Wir senden heute Bruder Jeremias in die europäische Kapuzinerfraternität nach Spanien aus. Sein neuer Einsatzort liegt am Jakobusweg nach Santiago de Compostela und die Seelsorge für die Pilger ist ein Teil seines neuen Aufgabengebiets“, erklärte Bruder Christophorus.
In seiner Predigt stellte der Provinzialminister die Tagesheilige Elisabeth von Portugal vor. „Ihre Biografie passt zu Bruder Jeremias“, sagte er. Die Hl. Elisabeth wurde in Spanien geboren, erhielt den Namen ihrer Nichte aus Thüringen und heiratete den König von Portugal. Als Witwe schloss sie sich dem Klarissenorden an und kümmerte sich um die Armen. „Das ist eine intereuropäische Biografie im 13. Jahrhundert“, meinte der Ordensobere. Danach zitierte er aus dem Tagesevangelium, in dem Jesus einen Glaubensgrundsatz formulierte: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“
Bruder Christophorus stellte weiter die Frage, was das Christentum im Wesentlichen auszeichne, und fand die Antwort in diesem Zitat: „Der Grundvollzug des Christentums ist der Dienst am Nächsten und die Begegnung mit den Mitmenschen.“ Der Hl. Franz von Assisi, der Ordensgründer der franziskanischen Orden, trug seinen Mitbrüdern auf, „Frieden und Heil unter den Menschen zu bringen und verkünden“, fuhr er fort.
Bruder Christophorus überreichte Bruder Jeremias das offizielle Aussendungsschreiben des Generalministers der Kapuziner sowie das Missionskreuz. Anschließend wandte sich der Provinzial mit persönlichen Worten an Bruder Jeremias: „Lieber Jeremias, die letzten Jahre hast du in Altötting gelebt, einem frommen Ort. Der Dienst an den Flüchtlingen war dir wichtig. Hier und da hast du den Laden ganz schön aufgemischt“, schmunzelte Bruder Christophorus. Bruder Jeremias habe dazu beigetragen, dass Migranten und Flüchtlinge im Kloster Altötting beherbergt wurden. Nun gehe er wieder an einen frommen Ort: nach León in Spanien. Der neue Einsatzort liegt am Jakobusweg, an dem die Pilger nach Lebenssinn und Spiritualität suchten, sagte Bruder Christophorus. Aber die neue Aufgabe sei mehr als Pilgerseelsorge. Der interkulturelle Dialog im Kapuzinerorden mit Austausch und sozialen Aspekten gehöre ebenfalls dazu. „Du gehst an einen Ort mit reicher Geschichte, an dem neue Menschen auf dich warten und sich durch dein Dasein einiges entwickeln wird. Wir wünschen dir alles Gute und Gottes Segen“, sagte der Leiter der Deutschen Kapuzinerprovinz abschließend.
Zu Beginn der eigentlichen Aussendung segnete Bruder Christophorus seinen Mitbruder mit Handauflegung und dem Segensgebet des Ordensgründers Franz von Assisi. Er überreichte Bruder Jeremias das offizielle Aussendungsschreiben des Generalministers der Kapuziner sowie das Missionskreuz, das als Tau-Kreuz mit Elementen des Sonnengesangs gestaltet ist.
Dann wandte sich Bruder Jeremias an die Anwesenden: „Ich glaube, ich kenne alle hier in der Kirche und alle kennen mich. Das ist schön.“ Er zitierte einen Ausspruch von Bruder Urban, einem verstorbenen Mitbruder, den er in der Zeit seiner Ordensausbildung kennenlernte und der gesagt habe, dass Gott keinen Fehler mache. In seinen rund 30 Jahren im Kapuzinerorden habe es viel „Auf und Ab“ gegeben, schwierige Zeiten, in denen er aus dem Orden austreten wollte. „Doch später hat sich das, was ich nie wollte, zu einem für mich passenden Bild zusammengefügt“, erklärte der 52-Jährige rückblickend. Er erinnerte sich an seine Zeit in der Seelsorge, während der er in den interreligiösen Dialogen und in der praktischen Arbeit viele gute Erfahrungen machen durfte. „Wenn ich so durch die Reihen in der Kirche schaue, war jede Begegnung gut und hat geformt. Gott macht keine Fehler.“ Bruder Jeremias drückte seine Freude darüber aus, dass so viele alte Freunde und Bekannte zu seiner Aussendung gekommen seien. „Jetzt freue ich mich auf den Aufbruch und die neue Aufgabe“, sagte er abschließend und erhielt Applaus für seine Rede.
Am Ende der kirchlichen Feier sprach Bruder Markus, Leiter des Zeller Kapuzinerklosters, die Einladung zu einem Stehempfang im Klostergarten aus. Dieser Einladung folgten die Kirchenbesucher gerne. Bei Sekt und kleinem Imbiss nutzten sie die Gelegenheit, um mit Br. Jeremias ins Gespräch zu kommen und ihm alles Gute für seine neue Aufgabe zu wünschen.
Am Sonntagmorgen machte sich Br. Jeremias auf den Weg ins über 1500 Kilometer entfernte León, um nun endlich seinen neuen Dienst anzutreten.