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BR. JENS KUSENBERG
lebt im Kapuzinerkloster St. Anton in München und ist als Priester in der Seelsorge tätig. Er ist Jahrgang 1981 und trat 2011 in den Kapuzinerorden ein.
Synodaler Weg: Gesellschaftlicher Diskurs statt Eigenschau
Wie sieht die Zukunft des Synodalen Weges aus? Was sich Br. Jens Kusenberg vom Dialog über Kirchenreformen erhofft und warum es zurzeit nicht rund läuft, kommentiert der Ordensmann auf kapuziner.de.
Johannes XXIII., der Papst des Konzils, war ein konservativer Mensch. Dennoch hatte er den Mut das umzusetzen, was dran war: die Abkoppelung der Kirche von der Lebensrealität der Menschen zu verhindern und das Selbstbild der Kirche zu erden. Immer wieder musste sich die Kirche mit der Umwelt auseinandersetzen. Und es war die große Stärke des Christentums, dass das immer wieder in Dialog und Reform gelungen ist. Diese Stärke dürfen wir einsetzen. Auch wenn unterschiedliche Ergebnisse dabei herauskommen.
Ich erinnere daran, wie es zum Synodalen Weg gekommen ist: Als die schrecklichen Verbrechen, die gegen Kinder und andere Schutzbefohlene durch Mitglieder der Kirche begangen wurden, endlich ganz ans Licht gekommen sind und die strukturellen Ursachen, die diese Verbrechen erleichterten, erkannt wurden, war den meisten klar, dass etwas der Reform innerhalb der Kirche bedürftig sei.
Im Moment erlebe ich persönlich, dass dies nicht rund läuft. Dass immer wieder Argumente kommen, als wolle ein Teil des Synodalen Weges das Katholische abschaffen. Andere sind erstaunt über die Kommunikationsunfähigkeit und ‑unwilligkeit von Teilen des Episkopates.
Ich als Kapuziner, als Mitglied eines Reformordens des heiligen Franziskus, der als der ganz katholische Heilige gilt, wünsche ich mir sehr, dass der Synodale Weg mit eben genau diesen beiden Strängen weitergeht und zu einem praktikablen Ergebnis kommt: eine katholische Reform für die Struktur der deutschen Kirche.
Ich behaupte nicht, dass dies die letzte Chance für die Kirche in Deutschland ist. Weil Kirche mehr ist als Struktur. Aber es ist eine sehr große Chance.
Viele Chancen sind vergeben worden. Diese könnte genutzt werden, damit die Kirche nicht nur Eigenschau betreibt, sondern sich wieder stärker in den gesellschaftlichen Diskurs einbringt. Denn da gibt es Themen, denen eine kirchliche Stimme gut tun könnte. Eben so verstehe ich den Synodalen Weg: Freiraum schaffen, damit die Kirche weiter Grundsakrament sein kann. Damit den Menschen Heilung geschenkt werden kann. Damit die Welt im Gotteskontakt bleiben kann.