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FOTO: Unsplash.com/Mateus Cam­pus Felipe

11. Juni 2024

Rechenschaft vor Gott: Über das ehrliche Hinschauen

Am Ende des Lebens, so der christ­li­che Glau­be, muss der Mensch Rechen­schaft vor Gott able­gen. Wie sieht er dann aus, der Rechen­schafts­be­richt mei­nes Lebens? Und was bedeu­tet das für mei­nen Weg heute?

Wer den Begriff Rechen­schaft hört, mag an Rechen­schafts­be­rich­te den­ken. Berich­te, in denen eine Jah­res­bi­lanz dar­ge­legt oder in denen über das berich­tet wird, was im ver­gan­ge­nen Jahr oder einer gewis­sen Zeit­pe­ri­ode ent­schie­den und getan wur­de. Es wird unter einem bestimm­ten Aspekt auf eine gewis­se Peri­ode geschaut und Resü­mee gezogen.

Bei uns in den Ordens­ge­mein­schaf­ten wird auf jedem Kapi­tel der Rechen­schafts­be­richt des Pro­vin­zi­als oder des ver­ant­wort­li­chen Obe­ren vor­ge­le­sen. Gegen­über den Schwes­tern und Brü­dern legen die Ver­ant­wort­li­chen Rechen­schaft ab über die Zeit, in der sie die Lei­tung der Pro­vinz oder des Ordens inne­hat­ten. Das­sel­be geschieht hin­sicht­lich der Finan­zen und auch hin­sicht­lich wich­ti­ger Insti­tu­tio­nen und ihrer Ent­wick­lun­gen. Es geht also dar­um, ehr­lich und offen Aus­kunft zu geben über Hand­lun­gen, Pro­zes­se, Ent­schei­dun­gen und die ent­spre­chen­den Grün­de dafür.

Rechen­schaft able­gen hat also etwas zu tun mit Ver­ant­wor­tung über­neh­men. Ste­he ich zu dem, was getan, unter­las­sen und ent­schie­den wur­de? Der Aus­druck ‚Gera­de ste­hen für etwas‘ trift es sehr gut, eben auch für das, was nicht gut gelau­fen ist. ‚Zur Rechen­schaft gezo­gen wer­den‘ ist dann oft­mals nega­tiv bezo­gen auf getrof­fe­ne Fehl­ent­schei­dun­gen oder initi­ier­te Pro­zes­se, die nicht wie abge­spro­chen oder erwar­tet gelau­fen sind.

Die Rede von der Höl­le ver­weist vor allem auf das Hier und Jetzt

Auch im reli­giö­sen Kon­text geht es immer wie­der um die Rechen­schaft und um die Ver­ant­wor­tung für das, was der Mensch getan oder unter­las­sen hat. Sich für sei­ne Taten ver­ant­wort­lich zei­gen und die Kon­se­quen­zen anneh­men: das meint Rechen­schaft in die­sem Zusam­men­hang. In allen drei mono­the­is­ti­schen Welt­re­li­gio­nen gibt es das Welt- oder auch End­ge­richt, wenn Men­schen von Gott zur Rechen­schaft gezo­gen wer­den und Rechen­schaft able­gen müssen.

Das Bild und die Rede von der Höl­le, ähn­lich wie die apo­ka­lyp­ti­schen Bil­der, spie­geln in dras­ti­scher Wei­se wider, dass der Mensch am Ende sei­nes Lebens Gott gegen­über Rechen­schaft able­gen, sich ver­ant­wor­ten und die Kon­se­quen­zen akzep­tie­ren muss. Wich­tig ist: Ich darf hof­fen! Jesus ver­heißt mir Ret­tung und Heil. Er ver­heißt es allen Menschen.

Ande­rer­seits muss der Mensch aber auch mit der Mög­lich­keit rech­nen, auf immer geschei­tert zu sein. Auf­grund eige­ner Ent­schei­dung und Ver­wei­ge­rung. Hoff­nung ist also kei­ne Sicher­heit. So sagt der Theo­lo­ge Franz-Josef Nocke: „Von der Höl­le reden heißt: auf den Abgrund auf­merk­sam machen, aber nicht: die Auf­merk­sam­keit auf den Abgrund fixie­ren, und erst recht nicht: behaup­ten, dass eini­ge sicher in ihn stür­zen wer­den.“ Das Bild der Höl­le zeigt dras­tisch, was es heißt, zur Rechen­schaft gezo­gen zu werden.

Die Rede von der Höl­le ver­weist vor allem auf das Hier und Jetzt. Sie ver­weist auf die Auf­for­de­rung Jesu, die Lie­be zu leben. Dar­über wer­de ich Rechen­schaft able­gen müs­sen. Und ist es nicht auch gut und ange­mes­sen, sich immer wie­der ein­mal selbst zu ver­ge­wis­sern und sich selbst gegen­über Rechen­schaft abzulegen?

Ein Zeug­nis, für das ich von Gott zur Rechen­schaft gezo­gen werde.

Nicht die Gedan­ken über das, was ein­mal kom­men mag, sind wich­tig. Nicht ein Leben ohne Aus­sicht ist die ent­schei­den­de Bot­schaft die­ses umstrit­te­nen theo­lo­gi­schen The­mas der Höl­le, son­dern mei­ne Ver­ant­wor­tung im Hier und Jetzt, über die ich der­einst wer­de Aus­kunft geben müs­sen – also der Rechen­schafts­be­richt mei­nes Lebens!

Jesus for­dert mich auf, hier und jetzt die Wei­chen zu stel­len – indem ich die Lie­be nicht aus­schla­ge, indem ich lie­be und mich lie­ben las­se, den lie­ben­den Blick Got­tes im ande­ren nicht aus­schla­ge. Somit ist die Rede von der Höl­le kei­ne Rede von einem Leben ohne Aus­sicht, son­dern eine Rede von dem Leben mit Aus­sicht, für das ich ver­ant­wort­lich bin! Nicht erst spä­ter, son­dern hier und heu­te. Dafür wer­de ich zur Ver­ant­wor­tung gezogen.

Rechen­schaft able­gen, das bedeu­tet nichts ande­res, als Zeug­nis zu geben für den Glau­ben und für die Hoff­nung, die in mir sind – wie stark oder wie schwach sie auch sein mögen. Ein Zeug­nis, das ich immer wie­der zu hin­ter­fra­gen habe, das ich viel­leicht ver­än­dern muss. Ein Zeug­nis, für das ich von Gott zur Rechen­schaft gezo­gen werde.

Der Arti­kel von Br. Tho­mas Dien­berg ist zuerst in cap! erschienen. 

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