

FOTO: fspa.org/theabowman
Sr. Thea Bowman
wurde 1937 geboren und starb im Jahr 1990. Auf fspa.org finden Sie zahlreiche Informationen über die inspirierende Franziskanerin.
„You got to move together to do that“: Sr. Thea Bowman
Sr. Thea Bowman war Franziskanerin, zurzeit läuft ihr Seligsprechungsprozess. Für Br. Jens Kusenberg ist sie ein Vorbild: mit ihrer Kraft, ihrer fröhlichen Offenheit und ihrem Mut zur Beweglichkeit
„You got to move together to do that.“ Ihr müsst euch aufeinander zu bewegen, um das zu tun. Als Sr. Thea Bowman im Sommer 1989 die US-amerikanische Bischofskonferenz so zum Singen auffordert, ist sie bereits schwer von ihrer Krankheit gezeichnet. Kein Jahr später stirbt sie an Krebs.
Sr. Thea ist eine lebenslustige Frau. Geboren am 29. Dezember 1937 in den Südstaaten der USA in eine Methodistenfamilie mit Sklavenhintergrund, konvertiert sie mit neun Jahren zum Katholizismus, um mit 15 Jahren als erste Schwarze in den Orden der Franziskanerinnen der ewigen Anbetung einzutreten. In ihrem Leben vereinigt sie unterschiedliche Aufgaben und Tätigkeiten: Sie schreibt ihre Doktorarbeit nach dem Studium der Anglistik über den humorvollen, englischen Märtyrer Thomas Morus; sie ist Lehrerin an verschiedenen Schulen, von der Grundschule bis zum College; sie wird zur Beauftragten für Fragen der Interkulturalität in ihrem Bistum; sie engagiert sich in der aufkommenden Bürgerrechtsbewegung.
Verschmitzt antwortet sie in einem Interview auf die Frage nach der Rolle der Frau in der katholischen Kirche: “Bis jetzt hat mir noch niemand einleuchtend erklärt, warum Frauen nicht Priester werden können. Aber es ist in Ordnung, dass ich nicht in der Kirche predigen darf. Ich predige dann halt auf der Straße, zu Hause, in der Schule und sonst wo.”
Mit ihrer charismatischen Ausstrahlung gibt sie Predigtseminare. Sagt den Priestern: “Macht euch locker. Predigen hat etwas mit eurem Körper zu tun. Predigt so, dass ihr uns nicht verliert.”
Und Sr. Thea singt immer wieder. Sie singt mit ihrer dunklen Stimme die Lieder der Schwarzen, die Spirituals und Gospels, wie auf der Bischofskonferenz 1989. Als sie spürt, dass sie bald sterben wird, sagt sie voll Vertrauen und Hoffnung und immer mit einem ehrlichen Lächeln zu ihren Schwestern, Freunden und Freundinnen: “Ich habe mich gefreut euch zu treffen. Es hat sich gelohnt.” Auf ihrem Grabstein steht, wie sie es sich gewünscht hat: „I tried“. Ich hab’s versucht.
Im Moment läuft der Seligsprechungsprozess für die sympathische und kraftvolle Franziskanerin. Auch wenn ihr großes Lebensthema der Bürgerrechtsbewegung bei uns vielleicht nicht so brennend erscheint, so geht es auch bei uns um Gerechtigkeit, Gleichberechtigung, Lebensfreude und um die Stärke und den Lebenssinn, die der Glaube schenken kann.
Das ist vielleicht ein guter Impuls für das Neue Jahr: Wo begegnet mir Ungerechtigkeit in der Gesellschaft, in der Kirche? Und wo wehre ich mich mit meiner Kraft dagegen? Sr. Thea sagt mir: Nimm die Hoffnung und den Glauben aktiv als deine eigene Entscheidung an. Denn dafür kannst du dich entscheiden! Und sie bringt mir bei, dass ich da, wo ich bin, Evangelium verkünde. Vielleicht nur mit einer kleinen Geste, einem Lächeln, einem Dankeschön. Oder indem ich lautstark etwas gegen das Böse der Welt sage und tue.
Ihre fröhliche Offenheit macht mir Mut, aus meiner eigenen kleinen Welt herauszuschauen. Es lohnt sich, weil Gott genau dort warten wird. Für mich ist Sr. Thea eine großartige, sympathische und aufrüttelnde Frau. „You got to move together to do that.“ Wir müssen uns gemeinsam bewegen, damit sich etwas bewegt! Sr. Thea wird uns dabei mit einem aufmunternden Lächeln begleiten.