
FOTO: KAPUZINER
BR. Christian Albert
ist 34 Jahre alt, Bankkaufmann, Koch und Kapuziner und lebt seit einem halben Jahr in Albanien.
„Gott hat mich dann immer wieder gepackt“
Christian Albert lebt als Kapuziner in Albanien: Was den jungen Ordensmann bewegt hat, in die Mission zu gehen und wie er aus einer Sehnsucht heraus seine Berufung gefunden hat, erzählt er im Interview.
Bruder Christian, warum bist Du Kapuziner geworden?
Ich habe nach der Schule mit einer Bankausbildung begonnen, an deren Ende die Frage stand, ob das wirklich mein Weg ist. Anschließend habe ich mich auf die Suche gemacht und bin in diesem Zuge in Kontakt mit Ordensleuten, konkret mit den Dominikanern, gekommen. Das hat etwas in mir ausgelöst. In Folge bin ich auf die Kapuziner gestoßen, war eine Woche im Kloster und so langsam wuchs der anfangs fast abwegige Gedanke in mir, in den Orden einzutreten.
Irgendwann ertappt man sich bei dem Gedanken, Teil einer solchen Gemeinschaft zu werden.
Ja, genau. Das war ein besonderer Moment. Innerlich habe ich mir immer gesagt: Für mich ist das nichts. Ich wollte das erstmal gar nicht wahrhaben, dass das mein Weg sein könnte.
Woraus ist die Suche nach dem richtigen Weg entstanden?
Aus einer Sehnsucht heraus. Ich habe gemerkt, da ist mehr als der berufliche Alltag. Irgendetwas brannte in mir, von dem ich gar nicht wusste, was das eigentlich ist. In der Brüdergemeinschaft habe ich mein Zuhause gefunden.
Hast Du Deine Entscheidung schon mal angezweifelt?
Ja, mehrfach. Ich war auch schon kurz davor, alles hinzuschmeißen. Aber Gott hat mich dann immer wieder gepackt. Mit der Entscheidung für den Orden ist viel verbunden. Etwa, dass ich nie eine eigene Familie werde gründen können.
Wie entstand die Idee, in die Mission zu gehen?
Früher hätte ich mir nie vorstellen können, für längere Zeit ins Ausland zu gehen. Nun sieht die Ausbildung im Orden aber einen Auslandsaufenthalt vor. Bei mir war das Peru, 2015 bis 2016. Diese Erfahrung hat meinen Horizont geweitet. Nachdem ich wieder daheim war, drängte sich mir nach ein paar Monaten die Frage auf, ob das nicht auch etwas für längere Zeit für mich wäre.
Jetzt bist Du in Albanien in der Mission.
Sprachlich und auch von der Mentalität wäre sicher ein Land in Südamerika passender gewesen, weil ich in Peru ja schon Erfahrungen gesammelt hatte. Aber ich kannte Albanien und meinen Mitbruder Andreas Waltermann, der bis dahin hier in Fushë-Arrëz alleine als Kapuziner war, von einem Kurzaufenthalt und dachte mir: Hier kannst Du etwas bewirken, hier wird jemand gebraucht.
Europa und Mission? Viele denken, dass das nicht zusammenpasst.
Hier herrscht echte Armut, gerade hier im Norden. Albanien ist das Armenhaus Europas. Das Land war durch den Kommunismus bis zur Wende abgeschottet, die Kirche war völlig zerstört. Die Kapuziner helfen nun, die Kirche wiederaufzubauen.
Was ist Dein erstes Ziel im Land?
Erstmal möchte ich die Sprache lernen und Kultur und Menschen besser verstehen. Das ist elementar wichtig, um wirklich vor Ort anzukommen.
Wie sind Deine Eindrücke?
Die Albaner sind jetzt ganz anders, als ich es etwa in Peru erlebt habe (lacht). Aber ich merke auch hier: Schon das „Da-Sein“ zeigt Wertschätzung. Viele Albaner freuen sich darüber, dass jemand aus dem fernen Deutschland hier vor Ort ist und sich für ihr Leben interessiert.
Was verstehst Du unter dem Begriff „Mission“, der ja durchaus umstritten ist?
Auch ich hatte meine Probleme mit diesem Terminus. In Peru habe ich jedoch erlebt, dass die Brüder damit ganz anders umgehen: Mission ist dort eine unkomplizierte und fröhliche Sache. So habe ich eine andere, positive Sichtweise auf diesen Begriff kennengelernt. Für mich persönlich bedeutet Mission, vom Glauben, von Gott und von Jesus Christus zu erzählen. Verbunden ist die Mission mit sozialen Aspekten. Auch das ist mir persönlich sehr wichtig.
Das Interview führte Tobias Rauser