
FOTOS: KAPUZINER/RAUSER
Schritte der Hoffnung setzen
Die Kapuziner aus Deutschland, Österreich, Belgien und Niederlande haben sich im bayerischen Freising getroffen, um sich auszutauschen und mit wichtigen Zukunftsfragen zu beschäftigen.
Die Welt wandelt sich, wird säkularer und komplexer. Und die Kapuziner? Wo ist ihr Platz in dieser Gesellschaft? Mit diesem Thema beschäftigten sich rund 40 Brüder aus vielen Nationen nach Pfingsten im bayerischen Freising. „Nach dem Zusammenschluss der vier früher selbstständigen Ordensbezirke stand ein internationales Treffen an. Ziel war das vertiefte Kennenlernen, aber auch die gemeinsamen Überlegungen, in welche Richtungen wir in Zukunft gehen wollen“, beschreibt der gewählte Provinzial der Provinz, Br. Helmut Rakowski, das Ziel des Treffens.
Am ersten Tag der Zusammenkunft befassten sich die Ordensleute ausführlich mit der Frage, wie sich die Gesellschaft und das kirchliche Milieu entwickeln. Detlef Pollak, deutscher Religions- und Kultursoziologe, berichtete den Brüdern vom enormen Bedeutungsverlust der Kirchen und des Glaubens in Deutschland.
Wo stehen da die Kapuziner? Br. Mauro Jöhri, Schweizer und ehemaliger Generalminister der Kapuziner weltweit, betonte: „Wir müssen klären, wie wir in dieser Welt präsent sein wollen. Für wen sind wir da, wie soll unser alternatives Leben aussehen?“ Für den Kapuziner steht fest: Es geht nur mit Hoffnung – und mit klarer Zuwendung zu den Menschen und zum Alltag dieser. Eine anspruchsvolle Aufgabe, vor allem, wenn das christliche Milieu kaum noch vorhanden ist. „Wir Kapuziner wollen es anpacken. Wir wollen selbstlos und offen auf Menschen zuzugehen und ihnen Orte der Spiritualität bieten“, sagte Br. Mauro.
Doch nicht nur das Umfeld für die Kapuziner verändert sich, sondern auch der Orden selbst. In Europa gibt es immer weniger Berufungen, Klöster müssen aufgegeben werden. Wie bildet der Orden seine jungen Brüder in Zukunft in internationalen Gemeinschaften aus? Wer entscheidet, wo die Kapuziner in einer schrumpfenden europäischen Klosterlandschaft präsent sein sollen? Woraus schöpfen die Brüder Hoffnung? Fragen, die im Orden und in den Gemeinschaften diskutiert werden und mit denen sich auch das Generalkapitel des Ordens im Sommer beschäftigt.
Klar ist: Die internationale Zusammenarbeit und das interkulturelle Zusammenleben werden bedeutender. An immer mehr Orten sind Brüder aus dem Süden elementarer Bestandteil der Klostergemeinschaften. Eine große Chance, und natürlich auch eine Herausforderung für beide Seiten, denn jeder bringt eine kulturelle Prägung mit. Br. Luc Vansina, der als belgischer Kapuziner eine internationale Gemeinschaft in Antwerpen leitet, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit diesem Thema. „Wir müssen es schaffen, dass sich die Brüder aus anderen Ländern bei uns zu Hause fühlen. Und natürlich muss auch ein Verständnis für die Kirche im Land da sein bei den Brüdern, die kommen“, sagt er. Wichtig sei es, gemeinsam Dinge anzupacken, an gemeinsamen Projekten zu arbeiten, ein gemeinsames Gebetsleben zu führen. Nicht auf das schauen, was trennt, sondern das, was verbindet.
„Als Kapuziner sind wir eine Gemeinschaft des Glaubens. Das werden wir auch bleiben, wenn um uns herum die Welt immer säkularer wird. Sauerteig zu sein für die Gesellschaft, das bleibt unser Auftrag“, blickt Br. Helmut hoffnungsvoll in die Zukunft.