FOTO: KAPUZINER/JACOBY
BR. LAURENTIUS WENK
(Jahrgang 1958) ist seit 1981 Kapuziner und leitet die Brüdergemeinschaft in Münster seit 2023
Brüderlicher Neuanfang im Kapuzinerkloster in Münster
Im Kapuzinerkloster Münster gab es in den letzten Monaten einen großen Umbruch: Aus 30 wurden 11 Brüder. Die neue Gemeinschaft ist international aufgestellt und hat mutige Ideen.
Alles begann vor zwei Jahren: Da zog die Pflegestation der Provinz vierzig Kilometer südlich nach Werne ins Pflegeheim Sankt Katharina um. Seit 1993 war das Kapuzinerkloster Münster der letzte Lebensort vieler betagter und pflegebedürftiger Brüder gewesen. Mit dem Umzug der Senioren wurden in Münster auf einen Schlag zehn Zimmer frei.
Ein weiterer Einschnitt für das Leben im Kloster Münster war die Entscheidung des Provinzkapitels im Juni 2022. Es duldete keinen Aufschub mehr, das Kloster in Münster für die Zukunft auf finanziell solide Füße zu stellen. Das hieß im nächsten Schritt, dass die jungen Brüder in Ausbildung (im sogenannten Juniorat) nach Salzburg wechselten. Somit stand in Münster auch das Dachgeschoss komplett zur Vermietung frei. Das war im Frühjahr 2023.
Die freigewordenen Zimmer im Kloster sind inzwischen von Studierenden bezogen worden, die sich über dringend benötigten Wohnraum in der beliebten und teuren Universitätsstadt Münster freuen. Im Zuge dieser Entscheidungen und durch die in franziskanischen Orden üblichen Versetzungen wurde die Gemeinschaft in Münster innerhalb eines Jahres von 30 Brüdern auf 11 reduziert.
Es galt, sich neu aufzustellen. Neuer Leiter der Gemeinschaft wurde Br. Laurentius Wenk. Im Januar 2023 setzte sich die verkleinerte Brüderschar zu einer dreitägigen Klausur zusammen. Jeder artikulierte seine Wünsche für die nun anbrechende Zeit des brüderlichen Neuanfangs. Dabei stand die Frage im Vordergrund, wie wir Kapuziner unser eigenständiges Charisma in dieser veränderten Situation leben und mit Leben füllen können. Und wo wir seelsorgliche Schwerpunkte setzen.
Es begann mit einfachen Veränderungen: Das Stundengebet und die Gottesdienste an Werktagen wurden vom großen Chorraum in das Seitenschiff der Kirche verlegt. So kommen die Brüder mit den Gästen in der Kirche schneller und einfacher in Kontakt. Es entstand auch ein neues Gemeinschaftsempfinden, das sich vor allem in der Kommunikation bemerkbar macht: In der verkleinerten Brüderschar ist es einfacher, Erfahrungen und Informationen untereinander auszutauschen. Wir nehmen uns bewusster wahr als in größeren Konventen.
Ein weiterer Aspekt: Mitbrüder aus Indien und Indonesien bilden nun fast die Hälfte der Gemeinschaft und kommen mit ihrer eigenen Kultur stärker zur Geltung. So singen die Brüder aus Indien und Indonesien bisweilen muttersprachliche Lieder im Gottesdienst. Diese kulturelle Vielfalt schätzen die Mitbrüder aus Deutschland und die Gläubigen in den Gottesdiensten.
Die Studierenden, die seit gut einem Jahr ihre Zimmer bezogen haben, wurden mehrfach von den Brüdern zu familiären Austauschrunden eingeladen. Dadurch sind gute Kontakte entstanden. Einige Studierende kommen auch zum Morgengebet und zum anschließenden Frühstück mit den Brüdern. Ein Student, der im Haus wohnt, spielt inzwischen in den Sonntagsgottesdiensten die Orgel. Jetzt stehen weitere Schritte zur Öffnung der Räume an: Die fünfzehn Gästezimmer, der Speisesaal, die Klostersäle und der Klostergarten sollen in Zukunft von einer breiteren Öffentlichkeit genutzt werden können. Es gibt zahlreiche Ideen, wie das Kloster und seine Außenflächen verstärkt erlebbar werden. Konkrete Entscheidungen werden in naher Zukunft fallen.
Das Ziel ist, die Brüder von administrativen Lasten zu befreien, damit sie wieder mehr für ihre kapuzinische Kernaufgabe, die Seelsorge, zur Verfügung stehen. Wir Kapuziner wollen uns noch stärker um Menschen anstatt um Räume und Mauern kümmern. Wir wollen als Kapuziner in Münster auch in Zukunft Glaubenszeugnis als Brüdergemeinschaft geben und in der Nachfolge unseres Ordensgründers Franziskus unterwegs sein.
Text: Br. Laurentius Wenk. Der Artikel ist zuerst in cap! erschienen.