GRAFIK: Christine Plößer
Kapuziner-FAQ: Was ist das Juniorat und wie läuft es ab?
In unseren „Kapuziner-FAQ“ beantworten wir die wichtigsten Fragen rund um die Ordenswelt. Heute geht es um das „Juniorat“: Was ist das Juniorat und wie läuft es bei den Kapuzinern ganz konkret ab?
Wenn man das Juniorat in einem Satz beschreiben würde, wie würde dieser lauten?
Das Juniorat ist eine Zeit der Reifung und des Lernens anhand des alltäglichen Lebens als Kapuziner.
Wo leben die Kapuziner, die im Juniorat sind?
Die Junioren der Deutschen Kapuzinerprovinz, also die Brüder in Ausbildung, leben in Salzburg. Dort studieren einige, andere arbeiten in Berufen.
Wer entscheidet, ob ein Junior studiert, eine AUSBILDUNG MACHT oder in einem Beruf arbeitet?
Dies ist eine gemeinsame Entscheidung des Oberen der Provinz, des Ausbilders und des jeweiligen Juniors. Wichtig ist, dass es kein allgemeines Schema gibt, in das der Junior hineingepresst wird. Allen Beteiligten ist es wichtig, auf jeden Einzelnen, seine Wünsche und Fähigkeiten zu schauen, um dann gemeinsam den besten Weg zu finden.
GIBT ES EINE AUSLANDSZEIT?
Am Ende des Juniorates gibt es ein Auslandsjahr. Zumeist ist es in einem anderen kulturellen Kontext und meistens auch mit einer Armutserfahrung verbunden. Ziel dabei ist es, über den eigenen Tellerrand zu schauen, aus den eigenen Sicherheiten auszubrechen und neue Erfahrungen zu machen.
GIBT ES ANDERE FESTe BESTANDTEILE?
Ja, neben dem Auslandsjahr gibt es feste Bestandteile wie regelmäßige Treffen der Junioren. Einmal im Jahr unternehmen die jungen Kapuziner gemeinsam eine Reise, verbunden mit einem inhaltlichen Schwerpunkt. Es gibt regelmäßige Gespräche mit dem Ausbilder. Auch jährliche Exerzitien, also eine Zeit der geistlichen Vertiefung, sind vorgeschrieben. Allerdings verweisen unsere Konstitutionen darauf, dass jeder Kapuziner einmal im Jahr an Exerzitien teilnehmen soll. Es ist also keine Besonderheit des Juniorates, sondern mehr ein wichtiger Bestandteil unseres geistlichen Lebens als Ordensgemeinschaft.
WIE LANGE GEHT DAS JUNIORAT?
Das Juniorat ist theoretisch zwischen drei und neun Jahren lang. Genauso wie bei Ausbildung und Beruf wird auch bei der Dauer auf den Einzelnen geschaut. Häufig kommt nach fünf, sechs Jahren ein Punkt, bei dem beide Seiten den Eindruck haben, dass es nun Zeit für den nächsten Schritt ist.
Wie oft kann man die Gelübde verlängern?
Eine Besonderheit des Juniorates ist, dass die Ordensversprechen (Gelübde) von Keuschheit, Armut und Gehorsam nur auf Zeit abgelegt werden (hier lesen Sie mehr zu den Gelübden). Wichtig ist, dass diese Gelübde immer rechtzeitig verlängert werden, bevor sie ablaufen. Die Häufigkeit der Verlängerung hängt von der Dauer ab, für die man die Gelübde abgelegt hat. Hier gibt es keine allgemeine Regel, sondern man schaut gemeinsam was, für alle Beteiligten an sinnvollsten ist.
Wie wird ein Junior im Juniorat begleitet?
Eine gute Begleitung ist etwas Entscheidendes. Für die Junioren gibt es einen eigenen Ausbilder, der in regelmäßigen Abständen mit jedem einzelnen Junior spricht, anhört, was den jeweiligen Junior bewegt und ihm auch Rückmeldungen gibt. Zudem reflektiert jeder Junior einmal im Jahr das, was war, in Form eines schriftlichen Berichtes, der anschließend mit dem Ausbilder besprochen wird. Eine weitere, sehr hilfreiche Form ist, dass es von der Brüdergemeinschaft des Klosters einmal im Jahr eine Rückmeldung in anonymisierter Form gibt. Diese Rückmeldungen können sehr dabei helfen, den Junior zum Beispiel auf eigene blinde Flecken hinzuweisen, aber auch, ihn in seinem Tun zu bestätigen und zu ermutigen.
HAT man als Junior eingeschränkte REchte?
Im Alltag gibt es praktisch keine Unterschiede zwischen den Junioren und den Brüdern, die sich auf Lebenszeit an den Orden gebunden haben. Wo es sich bemerkbar macht, sind die Wahlen. An unseren Kapiteln, also den Versammlungen unserer Provinz (lesen Sie hier mehr zu den sogenannten Kapiteln), nimmt nur ein Junior als Vertreter des Juniorates teil. Und das ohne Stimmrecht. Gleichzeitig können Junioren verschiedene Aufgaben nicht übernehmen. So können sie zum Beispiel nicht Guardian, also Klostervorsteher, oder Ökonom, also Kassenwart des Klosters, werden. In der Praxis bedeutet dies aber weniger ein fehlendes Recht, sondern eine fehlende Pflicht. Denn diese Aufgaben im Orden sind zumeist mit viel Arbeit verbunden.
Wie sieht das im gemeinsamen Leben in der Gemeinschaft aus?
Im alltäglichen Leben werden keine großen Unterschiede zwischen den Brüdern gemacht. Unterschiede ergeben sich eher aufgrund von Aufgaben. Hier unterscheiden sich die Junioren von anderen Brüdern dadurch, dass sie meistens studieren oder sehr häufig an Weiterbildungen teilnehmen. Deswegen ist der Alltag manchmal etwas anders strukturiert.
Wer entscheidet, ob die Gelübde verlängert werden?
Es ist eine gemeinsame Entscheidung. Der Junior klärt für sich, ob er dem Orden weiter angehören möchte. Dann stellt er einen Antrag auf Zulassung zur Profess, und der Obere der Ordensprovinz entscheidet, ob er die Zulassung gewährt.
Wie kann man sich das konkret vorstellen?
Solch eine Entscheidung kann man sich als einen gemeinsamen Weg vorstellen, an dessen Ende es eine Entscheidung gibt. Der Junior ist mit seinem Ausbilder im regelmäßigen Gespräch. Auch meldet die Klostergemeinschaft dem Junior einmal im Jahr ihren Eindruck zurück. Letztendlich muss der Junior sich entscheiden, ob er dem Orden angehören möchte oder nicht. Falls sich der Junior dazu entscheidet, im Orden leben zu wollen, bittet er um die Zulassung zur Profess. Nun ist die Provinzleitung gefragt. Sie berät über die Zulassung des Juniors zur Profess, holt ein Votum vom Ausbilder und der Gemeinschaft ein und empfiehlt schlussendlich dem Provinzial ein Vorgehen. Der Provinzial trifft zum Schluss die Entscheidung. Die Entscheidung fällt also nicht aus heiterem Himmel, sondern steht am Ende eines Weges der Brüder mit dem Junior. Und so ist das Ergebnis in der Regel auch keine große Überraschung für den Junior.
Warum gibt es überhaupt die „Ausbildungsstufe“ Juniorat?
Der Juniorat ist ein Schutzraum für den jungen Ordensmann. Die Brüder werden nach ihrer Grundausbildung, dem Noviziat, nicht gleich ins „kalte Wasser“ geworfen. Die Junioratszeit ist eine wichtige Zeit für die Persönlichkeitsreifung. Es geht darum, langsam im Orden anzukommen. Zeit zu haben, um das eigene Gebetsleben zu vertiefen, sich mit persönlichen Fragestellungen auseinanderzusetzen und auszutesten, was von dem im Noviziat Eingeübten in der Realität alltagstauglich ist.
Wie wird der „Abschluss“ des Juniorates begangen?
Das Juniorat schließt mit der feierlichen Profess. Gab es bisher nur eine zeitliche Profess, in der der Junior die Beachtung der Ordensregel versprochen hatte, sowie ein Leben in Besitzlosigkeit, Keuschheit und Gehorsam, verspricht er es nun für die Zeit seines Lebens. Damit wird er zum vollwertigen Mitglied der Gemeinschaft mit allen Rechten, aber auch allen Pflichten.
Die Fragen beantwortete Br. Alexander Schröter
Bisher sind unsere Kapuziner-FAQ zu den Themen „Juniorat“, „Noviziat“, „Profess und Gelübde“, „Stundengebet“ und „Kapitel“ erschienen.