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GRA­FIK: Chris­ti­ne Plößer

6. Juni 2023

Kapuziner-FAQ: Was ist das Juniorat und wie läuft es ab?

In unse­ren „Kapu­zi­ner-FAQ“ beant­wor­ten wir die wich­tigs­ten Fra­gen rund um die Ordens­welt. Heu­te geht es um das „Juni­o­rat“: Was ist das Juni­o­rat und wie läuft es bei den Kapu­zi­nern ganz kon­kret ab?

Wenn man das Juniorat in einem Satz beschreiben würde, wie würde dieser lauten? 

Das Juni­o­rat ist eine Zeit der Rei­fung und des Ler­nens anhand des all­täg­li­chen Lebens als Kapuziner.

Wo leben die Kapuziner, die im Juniorat sind?

Die Junio­ren der Deut­schen Kapu­zi­ner­pro­vinz, also die Brü­der in Aus­bil­dung, leben in Salz­burg. Dort stu­die­ren eini­ge, ande­re arbei­ten in Berufen.

Wer entscheidet, ob ein Junior studiert, eine AUSBILDUNG MACHT oder in einem Beruf arbeitet?

Dies ist eine gemein­sa­me Ent­schei­dung des Obe­ren der Pro­vinz, des Aus­bil­ders und des jewei­li­gen Juni­ors. Wich­tig ist, dass es kein all­ge­mei­nes Sche­ma gibt, in das der Juni­or hin­ein­ge­presst wird. Allen Betei­lig­ten ist es wich­tig, auf jeden Ein­zel­nen, sei­ne Wün­sche und Fähig­kei­ten zu schau­en, um dann gemein­sam den bes­ten Weg zu finden.

GIBT ES EINE AUSLANDSZEIT?

Am Ende des Juni­o­ra­tes gibt es ein Aus­lands­jahr. Zumeist ist es in einem ande­ren kul­tu­rel­len Kon­text und meis­tens auch mit einer Armut­s­er­fah­rung ver­bun­den. Ziel dabei ist es, über den eige­nen Tel­ler­rand zu schau­en, aus den eige­nen Sicher­hei­ten aus­zu­bre­chen und neue Erfah­run­gen zu machen.

GIBT ES ANDERE FESTe BESTANDTEILE?

Ja, neben dem Aus­lands­jahr gibt es fes­te Bestand­tei­le wie regel­mä­ßi­ge Tref­fen der Junio­ren. Ein­mal im Jahr unter­neh­men die jun­gen Kapu­zi­ner gemein­sam eine Rei­se, ver­bun­den mit einem inhalt­li­chen Schwer­punkt. Es gibt regel­mä­ßi­ge Gesprä­che mit dem Aus­bil­der. Auch jähr­li­che Exer­zi­ti­en, also eine Zeit der geist­li­chen Ver­tie­fung, sind vor­ge­schrie­ben. Aller­dings ver­wei­sen unse­re Kon­sti­tu­tio­nen dar­auf, dass jeder Kapu­zi­ner ein­mal im Jahr an Exer­zi­ti­en teil­neh­men soll. Es ist also kei­ne Beson­der­heit des Juni­o­ra­tes, son­dern mehr ein wich­ti­ger Bestand­teil unse­res geist­li­chen Lebens als Ordensgemeinschaft.

WIE LANGE GEHT DAS JUNIORAT?

Das Juni­o­rat ist theo­re­tisch zwi­schen drei und neun Jah­ren lang. Genau­so wie bei Aus­bil­dung und Beruf wird auch bei der Dau­er auf den Ein­zel­nen geschaut. Häu­fig kommt nach fünf, sechs Jah­ren ein Punkt, bei dem bei­de Sei­ten den Ein­druck haben, dass es nun Zeit für den nächs­ten Schritt ist.

Wie oft kann man die Gelübde verlängern?

Eine Beson­der­heit des Juni­o­ra­tes ist, dass die Ordens­ver­spre­chen (Gelüb­de) von Keusch­heit, Armut und Gehor­sam nur auf Zeit abge­legt wer­den (hier lesen Sie mehr zu den Gelüb­den). Wich­tig ist, dass die­se Gelüb­de immer recht­zei­tig ver­län­gert wer­den, bevor sie ablau­fen. Die Häu­fig­keit der Ver­län­ge­rung hängt von der Dau­er ab, für die man die Gelüb­de abge­legt hat. Hier gibt es kei­ne all­ge­mei­ne Regel, son­dern man schaut gemein­sam was, für alle Betei­lig­ten an sinn­volls­ten ist.

Wie wird ein Junior im Juniorat begleitet?

Eine gute Beglei­tung ist etwas Ent­schei­den­des. Für die Junio­ren gibt es einen eige­nen Aus­bil­der, der in regel­mä­ßi­gen Abstän­den mit jedem ein­zel­nen Juni­or spricht, anhört, was den jewei­li­gen Juni­or bewegt und ihm auch Rück­mel­dun­gen gibt. Zudem reflek­tiert jeder Juni­or ein­mal im Jahr das, was war, in Form eines schrift­li­chen Berich­tes, der anschlie­ßend mit dem Aus­bil­der bespro­chen wird. Eine wei­te­re, sehr hilf­rei­che Form ist, dass es von der Brü­der­ge­mein­schaft des Klos­ters ein­mal im Jahr eine Rück­mel­dung in anony­mi­sier­ter Form gibt. Die­se Rück­mel­dun­gen kön­nen sehr dabei hel­fen, den Juni­or zum Bei­spiel auf eige­ne blin­de Fle­cken hin­zu­wei­sen, aber auch, ihn in sei­nem Tun zu bestä­ti­gen und zu ermutigen.

HAT man als Junior eingeschränkte REchte?

Im All­tag gibt es prak­tisch kei­ne Unter­schie­de zwi­schen den Junio­ren und den Brü­dern, die sich auf Lebens­zeit an den Orden gebun­den haben. Wo es sich bemerk­bar macht, sind die Wah­len. An unse­ren Kapi­teln, also den Ver­samm­lun­gen unse­rer Pro­vinz (lesen Sie hier mehr zu den soge­nann­ten Kapi­teln), nimmt nur ein Juni­or als Ver­tre­ter des Juni­o­ra­tes teil. Und das ohne Stimm­recht. Gleich­zei­tig kön­nen Junio­ren ver­schie­de­ne Auf­ga­ben nicht über­neh­men. So kön­nen sie zum Bei­spiel nicht Guar­di­an, also Klos­ter­vor­ste­her, oder Öko­nom, also Kas­sen­wart des Klos­ters, wer­den. In der Pra­xis bedeu­tet dies aber weni­ger ein feh­len­des Recht, son­dern eine feh­len­de Pflicht. Denn die­se Auf­ga­ben im Orden sind zumeist mit viel Arbeit verbunden. 

Wie sieht das im gemeinsamen Leben in der Gemeinschaft aus?

Im all­täg­li­chen Leben wer­den kei­ne gro­ßen Unter­schie­de zwi­schen den Brü­dern gemacht. Unter­schie­de erge­ben sich eher auf­grund von Auf­ga­ben. Hier unter­schei­den sich die Junio­ren von ande­ren Brü­dern dadurch, dass sie meis­tens stu­die­ren oder sehr häu­fig an Wei­ter­bil­dun­gen teil­neh­men. Des­we­gen ist der All­tag manch­mal etwas anders strukturiert. 

Wer entscheidet, ob die Gelübde verlängert werden?

Es ist eine gemein­sa­me Ent­schei­dung. Der Juni­or klärt für sich, ob er dem Orden wei­ter ange­hö­ren möch­te. Dann stellt er einen Antrag auf Zulas­sung zur Pro­fess, und der Obe­re der Ordens­pro­vinz ent­schei­det, ob er die Zulas­sung gewährt.

Wie kann man sich das konkret vorstellen?

Solch eine Ent­schei­dung kann man sich als einen gemein­sa­men Weg vor­stel­len, an des­sen Ende es eine Ent­schei­dung gibt. Der Juni­or ist mit sei­nem Aus­bil­der im regel­mä­ßi­gen Gespräch. Auch mel­det die Klos­ter­ge­mein­schaft dem Juni­or ein­mal im Jahr ihren Ein­druck zurück. Letzt­end­lich muss der Juni­or sich ent­schei­den, ob er dem Orden ange­hö­ren möch­te oder nicht. Falls sich der Juni­or dazu ent­schei­det, im Orden leben zu wol­len, bit­tet er um die Zulas­sung zur Pro­fess. Nun ist die Pro­vinz­lei­tung gefragt. Sie berät über die Zulas­sung des Juni­ors zur Pro­fess, holt ein Votum vom Aus­bil­der und der Gemein­schaft ein und emp­fiehlt schluss­end­lich dem Pro­vin­zi­al ein Vor­ge­hen. Der Pro­vin­zi­al trifft zum Schluss die Ent­schei­dung. Die Ent­schei­dung fällt also nicht aus hei­te­rem Him­mel, son­dern steht am Ende eines Weges der Brü­der mit dem Juni­or. Und so ist das Ergeb­nis in der Regel auch kei­ne gro­ße Über­ra­schung für den Junior.

Warum gibt es überhaupt die „Ausbildungsstufe“ Juniorat? 

Der Juni­o­rat ist ein Schutz­raum für den jun­gen Ordens­mann. Die Brü­der wer­den nach ihrer Grund­aus­bil­dung, dem Novi­zi­at, nicht gleich ins „kal­te Was­ser“ gewor­fen. Die Juni­o­rats­zeit ist eine wich­ti­ge Zeit für die Per­sön­lich­keits­rei­fung. Es geht dar­um, lang­sam im Orden anzu­kom­men. Zeit zu haben, um das eige­ne Gebets­le­ben zu ver­tie­fen, sich mit per­sön­li­chen Fra­ge­stel­lun­gen aus­ein­an­der­zu­set­zen und aus­zu­tes­ten, was von dem im Novi­zi­at Ein­ge­üb­ten in der Rea­li­tät all­tags­taug­lich ist. 

Wie wird der „Abschluss“ des Juniorates begangen?

Das Juni­o­rat schließt mit der fei­er­li­chen Pro­fess. Gab es bis­her nur eine zeit­li­che Pro­fess, in der der Juni­or die Beach­tung der Ordens­re­gel ver­spro­chen hat­te, sowie ein Leben in Besitz­lo­sig­keit, Keusch­heit und Gehor­sam, ver­spricht er es nun für die Zeit sei­nes Lebens. Damit wird er zum voll­wer­ti­gen Mit­glied der Gemein­schaft mit allen Rech­ten, aber auch allen Pflichten.

 

Die Fra­gen beant­wor­te­te Br. Alex­an­der Schröter

Bis­her sind unse­re Kapu­zi­ner-FAQ zu den The­men „Juni­o­rat“, „Novi­zi­at“, „Pro­fess und Gelüb­de“, „Stun­den­ge­bet“ und „Kapi­tel“ erschie­nen. 

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