

GRAFIK: Christine Plößer
Kapuziner-FAQ: Was ist das Noviziat und wie läuft es ab?
In unseren „Kapuziner-FAQ“ beantworten wir die wichtigsten Fragen rund um die Ordenswelt. Heute geht es um die Ausbildung zum Kapuziner: Was ist das Noviziat und wie läuft es bei den Kapuzinern ganz konkret ab?
Was ist das Noviziat?
Das Noviziat ist die Grundausbildung im Orden. Es ist gleichzeitig das erste Jahr nach dem Ordensbeitritt.
Was sind die wichtigsten Inhalte?
Im Noviziat werde zentrale theologische Inhalte vermittelt und verschiedene spirituelle Themen, wie zum Beispiel verschiedene Gebetsformen und Methoden, behandelt. Außerdem wird Wissen über Franziskus und die franziskanischen Werte sowie den Kapuziner-Orden und seine Geschichte vermittelt. Mindestens genauso wichtig wie diese inhaltlichen Themen ist aber, die eigene Gottesbeziehung anzuschauen und in seinem eigenen Verhältnis zu Gott zu wachsen. Hierfür gibt es immer wieder Zeiten der Stille und der Zurückgezogenheit.
Was steht am Beginn, was am Abschluss des Noviziates?
Das Noviziat beginnt mit der „Einkleidung“. Zu diesem Zeitpunkt bekommen die neuen Novizen ihren Habit („Kutte“) überreicht. Mit der Einkleidung sind die Novizen für die Dauer des Noviziats in den Orden aufgenommen. Das Noviziat endet mit der zeitlichen Profess. Das bedeutet, dass der jeweilige Novize für einen bestimmten Zeitraum verspricht, sich an die Regel des Ordens zu halten und ein Leben in Armut, Keuschheit und Gehorsam zu führen.
Wo findet das Noviziat bei den Kapuzinern statt?
Die deutschen Novizen leben in einem internationalen Noviziat mit Novizen aus verschiedenen Ländern Europas. Dies ist ein Ort, der auch Ruhe und Stille bietet. Denn das Noviziat ist auch eine Zeit der Einkehr und des Gebets. Die Internationalität des Noviziates hilft, über den eigenen Tellerrand zu blicken, einige Dinge auch mit mehr Abstand zu betrachten und Neues kennenzulernen.
Lebt man im Noviziat nur mit anderen Novizen zusammen?
Nein, die Gemeinschaft im Noviziat ist eine Mischung von Brüdern aus unterschiedlichen Ländern und unterschiedlichen Alters. Gerade die Mischung zwischen Alt und Jung kann für beide Seiten sehr gewinnbringend sein.
Wer entscheidet, ob ein Novize aufgenommen wird?
Am Ende der ersten Ausbildungsstufe, dem Postulat, kommt es zu einer Entscheidung. Der Postulant muss sich entscheiden, ob er diesen Weg weitergehen möchte, und, falls dies so ist, um die Zulassung zum Noviziat bitten. Der Provinzial, das ist der Leiter der deutschen Ordensprovinz, entscheidet dann nach Gesprächen mit dem Ausbilder und seinem Rat, ob er den Postulanten zum Noviziat zulässt. Man lässt aber niemanden ins offene Messer laufen. In den wenigen Fällen, in denen es Zweifel an der Eignung eines Postulanten gibt, wird mit ihm frühzeitig darüber gesprochen.
Warum gibt es das Noviziat?
So wie ein Haus ein Fundament braucht, um sicher und stabil zu stehen, bedarf es auch im Ordensleben einer guten Grundlage. Dies Fundament ist nicht zuletzt das eigene Gebetsleben. Das Noviziat bietet die Chance, an diesem Haus zu bauen. Im Jahr des Noviziates lernt der Novize eine Reihe von theoretischen und praktischen Dingen und bekommt insbesondere auch Zeit für sich selber, die eigenen Themen und für sein Gebetsleben. Dies kann dem Novizen helfen, die eigenen Gottesbeziehung zu vertiefen und Gott intensiver kennenzulernen.
Welche Herausforderungen kann es im Noviziat geben?
Das Noviziat ist eine Zeit des Lernens und Kennenlernens. Neben dem Lernen von Inhalten ist gerade auch das bessere Kennenlernen von sich selbst, sowie die Vertiefung der eigenen Gottesbeziehung wichtig. So entscheidend dieser Prozess ist, so schwierig kann er auch sein. Es können Fragen und Zweifel an der eigenen Berufung entstehen. Eigene Verletzungen, ein Sich-Infragestellen, die Auseinandersetzung mit eigenen Schattenseiten und auch die Feststellung, dass Mitbrüder von eigenen Idealen abweichen, können aufkommen. Das Noviziat bietet die Zeit und die Chance, sich diesen Anfragen und Herausforderungen zu stellen, statt sie beiseite zu schieben und möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt davon überfallen zu werden.
Wie endet das Noviziat, gibt es eine Prüfung?
Das Noviziat endet mit dem Ablegen der zeitlichen Profess. Das bedeutet, dass die Novizen in einer Heiligen Messe ihren Provinzoberen die Einhaltung der Konstitutionen und ein Leben in Besitzlosigkeit, Keuschheit und Gehorsam versprechen. Eine Prüfung gibt es nicht. Denn beim Kapuzinersein geht es nicht um Leistung, sondern darum, sich für einen Lebensentwurf zu entscheiden.
Wie heissen die anderen Ausbildungsstufen zum Kapuziner und was kennzeichnet sie?
Es gibt drei Ausbildungsstufen. Die erste Ausbildungsstufe ist das Postulat. Es ist eine Zeit des gegenseitigen Kennenlernens und Prüfens, ob ein Leben als Kapuziner für den jeweiligen Postulanten stimmig ist. In dieser Zeit gibt es verschiedene Praktika, Unterricht und eine Zeit in verschiedenen Klöstern.
Nach dem Postulat erfolgt das Noviziat. Es eine intensive Zeit, in der sich der Novize mit sich selber, seiner Gottesbeziehung, dem Orden und verschiedenen theologischen Themen auseinandersetzt. Das Noviziat dauert ein Jahr und endet mit dem zeitlichen Gelübde.
Das Juniorat ist die Ausbildungszeit nach dem Noviziat. In dieser Zeit erneuert der „Junior“ immer wieder in zeitlichen Abständen seine Gelübde, in Armut, Keuschheit und Gehorsam dem Orden angehören zu wollen. Häufig findet im Juniorat eine externe Ausbildung, wie ein Studium, statt. Es ist eine Zeit der Prüfung, ob ein Leben als Kapuziner auch im Alltag funktioniert. Das Juniorat dauert 3 bis maximal 9 Jahre.
Die Fragen beantwortete Br. Alexander Schröter
Bisher sind unsere Kapuziner-FAQ zu den Themen „Juniorat“, „Noviziat“, „Profess und Gelübde“, „Stundengebet“ und „Kapitel“ erschienen. Informationen zu den Kapuzinern, Ansprechpartner für Ordensinteressierte und Berufungsgeschichten finden Sie im Bereich „Kapuziner entdecken“.